Cleaning Up von Greyhound George

Der Blues-Singer-Songwriter Greyhound George spielt den Blues im Delta-Style und bezeichnet sich selbst als 'modern old school blues', denn – so behauptet er es – richtig einordnen kann er sich selbst stilistisch nicht. Das war's aber auch schon mit der Unsicherheit, denn Greyhound spielt den Blues souverän wie kaum ein anderer seiner Zeit. Vom traurigen Gemüt dieser Gattung ist kaum etwas zu hören und vor seiner Freude beim Zelebrieren des Blues ist niemand gefeit. Er erzählt Geschichten aus dem Leben, und so ist auch 'Cleaning Up' biografisch geprägt. Große und kleine Gefühle in alltäglichen Situationen weitet er auf dieser Scheibe aus, denn 2013 musste er sein Leben grundlegend aufräumen. Hört man seinen frivolen Slides und Andy Grünerts harmonisch eingefädeltem Mundharmonika-Spiel zu, springt die Leidenschaft des mittlerweile routiniert eingespielten Duos sofort über, ohne in Langeweile und Langatmigkeit auszuarten.

Live spielen die beiden auch im Studio. Keine Overdubs, zwölf Eigenkompositionen der insgesamt 15 Stücke und ein Gemisch aus Analog-Digital-Technik in Tino Bubigs 'Maschinenraum Tonstudio' verzichten auf künstlichen Hall, denn Eigenklang ist genügend vorhanden. Auch das historische Neumann Mikrofon, durch das schon Zarah Leander und David Bowie sangen und auch seine Gitarren aus den 1930er-Jahren - mit Ausnahme der National Tricone - ermöglichen die Zeitreise. Das ist nicht Retro, sondern ein Nachspüren von Greyhounds Favoriten Bind Blake, Robert Johnson und Son House.

Im Booklet stellt der ostwestfälische Blueser seine Gitarren-Schätzchen vor. Die Zeile „Standing on the corner, hang down my head and cry“ im 'Low Down Blues' und seine konsequente Stimmführung im Titelträger-Song 'Cleaning Up' zeigen die kontrastreiche Vielfalt, die Greyhound kreiert. 'Fred' erinnert zunächst an ein Ur-Werk der Stones, doch schnell verliert sich die Melodieführung in Greyhounds eigenem Stil. Mistery Train nimmt dann wie gewohnt Fahrt auf ins Neue und lässt altes hinter sich. Denn er weiß: A Man's got to do „What A Man's Got To Do“. Und dennoch weiß er sich zu beklagen: „I don't know what's so funny about the way you doin' to me“.

Aber auch nur kurz, denn mit dem Track 15 zieht er dann sein Fazit: Es war ein „Good Year For The Blues“. Wer Greyhound kennt, schreibt ihm zu Recht ein grundlegend optimistisches Gemüt zu und auch das spiegelt sich in seiner Musik wider. Kann dieser Mensch traurig sein? Und wie kann ein so frivoler Mensch den traurigen Blues spielen? Das bleibt wohl sein Geheimnis.

Unser Fazit

Für diese Scheibe gilt in jedem Fall: Füße hoch, Augen zu, genießen!

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⇒ Greyhound George auf Board of Music

 

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