Interview mit Gitarrist Gregor Hilden

Gregor Hilden aus Münster vereint Hobby und Beruf als aktiver Gitarrist und Händler eines Onlineshops. Die Beratung seiner Kunden ist ihm als Musiker sehr wichtig. Gitarrenunterricht gibt er nicht. Stattdessen stürzt er sich in Projekte. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen.

Über Touren, den Online-Handel und das Komponieren

"Es war schon immer Bestandteil meiner Arbeit, verschiedene Projekte mit gleichem Elan und Spaß parallel laufen zu lassen. Die Prioritäten verlagern sich aber häufig. Aktuell steht mein Organ-Trio-Projekt an erster Stelle, weil die letzte CD-Veröffentlichung auch in dieser Formation stattgefunden hat. Dieses Format war schon immer ein Wunsch von mir, den ich erst jetzt realisieren konnte. Seit zwanzig Jahren träume ich davon, genau diese Konstellation auf die Beine zu stellen. Das lag daran, dass ich erst vor einiger Zeit den Organisten Wolfgang Roggenkamp für mich entdecken und für dieses Projekt begeistern konnte. Dirk Brand sitzt am Schlagzeug, der schon lange bei mir spielt und auch auf bisherigen CDs mitgewirkt hat."

Soul, Groove, Jazz und Blues

Hilden liebte schon immer die besondere Mischung aus Soul, Groove, Jazz und Blues, die in seiner Musik durchgängig vorhanden ist – eine Besonderheit, die seine Musik und Platten auszeichnet, weil er musikalisch eben nicht so stark festgelegt ist, wie es vielleicht andere Bluesmusiker sind.

"Ich finde es toll, wenn jemand eine Sache konsequent gut macht, aber für mich war immer wichtig, verschiedene Einflüsse einzubringen und so meinen eigenen Sound kreieren zu können. Das ist beim Organ-Trio-Projekt zum Beispiel jetzt besonders gut möglich, weil der Organist in verschiedenen Stilen versiert ist und diese geschmacklich und technisch umsetzen kann."

Seit einem Jahr kommt sie immer mehr ins Rollen, diese Konstellation.

Immer wieder neue Musikprojekte

Es gibt auch immer wieder andere Projekte: Gregor Hilden wird oft für einzelne Konzerte und Aufnahmen gebucht und auch kürzere Projekte zieht er häufig in Erwägung. Dort entstehen neue Eindrücke.

"Ich bin süchtig danach, Neues in der Musik zu erleben. Das hält die Sache für mich frisch und lebendig. So entstand auch die Kooperation mit der amerikanischen Sängerin Harriet Lewis. Ab und zu machen wir eine Club-Tournee, so wie nächstes Jahr im Frühjahr. Dadurch entsteht ein neuer Fokus: Gesang. Meine Kompositionen sind vorrangig instrumental."

Seit 1996 ist er bei einem Label verpflichtet: Acoustic Music Record aus Osnabrück. Es wird von einem Gitarristen geführt, Peter Finger. "Das macht die Sache für mich sehr angenehm, denn er ist ein international bekannter Akustikgitarrist."

Touren mit dem Bus

Wenn er tourt, reist er meistens mit der Band über zwei bis drei Wochen im Bus.

"Das ist absolut keine Arbeit für mich! Ich genieße das. Es ist wie ein Erholungsurlaub. Häufig hat man vor dem Soundcheck noch ein paar Stunden Zeit, sich die Städte anzusehen. Man lernt schöne Plätze kennen, die man sonst möglicherweise nicht gesehen hätte. Wir sind hauptsächlich im Bundesgebiet unterwegs. Weil mein Gitarrenladen ein reiner Web-Shop ist und im Versand abgerichtet wird, kann ich diesen Job aus anderen Orten steuern. Das verschafft mir eine Menge Freiraum."

Zielgruppe

Die Altersklasse von Gregors Publikum ist vorrangig zwischen 30 und 60 Jahren vertreten. Vor allem Liebhaber handgemachter Musik finden sich unter seinen Fans, also Blues-, Soul- und Jazzhörer. Glücklicherweise gewinnt er durch Konzerte, Radio, Air-Play, Interviews und das Internet im Allgemeinen immer wieder neue Hörer dazu.

Bei Studioaufnahmen ist es ihm wichtig, etwas Bleibendes zu schaffen und unter diesem Aspekt ein perfektes Produkt zu kreiieren.

"Ich bin Perfektionist. Ich möchte, dass eine CD auch in 20 Jahren nicht veraltet klingt. Außerdem sind mir gewisse Feinheiten wichtig, die man live nicht unbedingt auf die Bühne bekommt. Man kann im Studio wesentlich mehr zaubern, arrangieren und dazu spielen."

Improvisation bei Liveauftritten

Doch auch Liveauftritte genießt Gregor: "Wenn etwas spontan entsteht, lebt das Konzert. Improvisation spielt bei unseren Konzerten eine große Rolle. Andere Betonungen, andere Dynamik und natürlich der Kontakt zum Publikum sind Faktoren, die es im Studio nicht gibt. Das Publikum ist auch mitverantwortlich dafür, wie inspiriert ein Musiker auf der Bühne reagiert."

Wie funktioniert das Songwriting?

Wenn er einen Song schreibt, geht er zunächst minimalistisch vor: "Ich nehme mir die Gitarre in die Hand, entwickle eine Grundiee und baue diese Stück für Stück immer weiter aus. Erst ein grobes Gerüst, dann eine Akkordfolge, darauf wird eine Melodie probiert und so weiter. Es passiert einfach durch Ausprobieren und Improvisieren. Mitunter ist auch Mathematik im Spiel, wenn ich mich frage, welche Tonleiter auf bestimmte Akkorde passt. Aber das ist bei mir eher nebensächlich. Ich vertraue eher auf das Gefühl und mein Gehör."

Fremde Kompositionen arrangiert er frei: "Das Grundgerüst dieses Songs muss etwas Besonderes beinhalten, sodass ich Ihn auf meine eigene Art bringen kann. Ein schönes Beispiel von der letzten Platte Organ Trio ist Je t'aime von Serge Gainsbourg, das wir auf eine bluesige Art interpretiert haben."

Online-Marketing immer wichtiger

Auch Online-Marketing ist eine bedeutende Ressource seiner Fangenerierung: die Pflege der Homepage www.gregsguitars.de, des Facebook-Profils und seines YouTube-Kanals. "Einzelne Musik-Clips wurden schon 1,5 Millionen Mal gesehen. Das ist natürlich ein super Marketing!“ Unter anderem kann er also auf diese Art und Weise seine zahlreichen Projekte präsentieren.

Gitarrist Gregor Hilden