Über den Musikunterricht an Deutschlands Schulen

Wie ist eigentlich der Status quo des Schulfachs Musikunterricht? Und welchen Einflus hat die Digitalisierung auf den Musikunterricht an Deutschhlands Schulen?

Digitalisierung nimmt immer mehr Einfluss

E-Learning, Tabletcomputer und die Online-Bewertung des Lehrers nach dem Unterricht sind im Gymnasium Grünwald mittlerweile fester Bestandteil des Schulalltags. Die digitale Lernplattform 'Mebis' ist ein Infoportal und eine Mediathek, die individuelles und selbstständiges Lernen optimieren soll. Digitale Revolution im Klassenzimmer soll den richtigen Umgang mit Internet und Medien vermitteln und Korrekturen via Computer zu schnelleren Feedbacks führen, wovon sowohl Schüler als auch Lehrer begeistert sind. Zwar gelten nach wie vor die Regeln des Frontalunterrichts und auch Blattnotizen sind die Regel, doch die Digitalisierung des Unterrichts grassiert in Deutschland.

Musik ist Mathematik fördert Sozialkompetenz

Schlägt man nun einen weiten Bogen, lässt sich nicht dementieren, dass Digitalisierung in der Mathematik fundamentalisiert ist. Und Mathematik ist zweifelsohne auch Musik. Zahlreiche Studien belegen diese wissenschaftliche Tatsache und selbst für jede unmusikalische Person ist zu verstehen, dass Tonfrequenzen und Intervalle schlicht mit Zahlen zusammenhängen.

Wenn die digitale Revolution also den Schulunterricht und damit einhergehend die Leistungen der Schüler optimieren soll, müsste Musikunterricht ebenfalls diesen Zweck erfüllen.

Geförderte Sozialkompetenzen und die Aktivierung beider Gehirnhälften sind nur zwei Beispiele für positive Auswirkungen vom Musizieren. Wie kann schulischer Musikunterricht also dazu beitragen, Kinder und Jugendliche zu fördern? Um diese Frage zu beantworten, müsste man einen Schritt zurückgehen und die Frage stellen.

Wie steht es um den Musikunterricht an deutschen Schulen?

Ein Mangel an ausgebildeten Fachkräften ist leider ein Fakt. Viele Musiklehrer haben das Fach nicht studiert, sondern ihr Wissen durch Fortbildungen erarbeitet. Doch die Liebe zur Musik und das Interesse, diese weiterzugeben, sind einer der Beweggründe, Musiklehrer zu werden.

An den Gymnasien wird ein Hochschulstudium vorausgesetzt, in dem es jedoch viel um klassische Musik geht. Im heutigen Musikunterricht werden jedoch weit mehr Themen bearbeitet, sodass ein Dilemma entsteht. Praktische Arbeit und Musikgeschichte werden abgehandelt und der Blick über den Tellerrand konzentriert sich auf moderne Genres.
Musikpädagogik ist ein anderes Studium, bei dem die Aufnahmeprüfung nicht so anspruchsvoll wie ein instrumentales Hochschulstudium ist.

Weil es generell zu wenig Lehrer gibt, bleiben Nebenfächer auf der Strecke. Darüber hinaus ist es von den einzelnen Schulen individuell abhängig, wie weit der Musikunterricht gefördert wird. Gerade in Niedersachsen herrscht Lehrermangel, weil viele Schulen auf dem Land sind und die Fläche des Bundeslandes groß ist.

Es gibt zwar festgelegte Lehrpläne, doch die lassen eine Menge Spielraum, um den Unterricht als Lehrer selbst gestalten zu können. Viel Arrangements können selbst geschrieben werden, um sie dem Schwierigkeitsgrad direkt an die jeweiligen Schüler und Schülerinnen anpassen zu können.

Für den Lehrer kann es also eine vielseitige, abwechslungsreiche Tätigkeit sein, die niemals langweilig wird.

Dennoch braucht man als Lehrer für den Gestaltungsprozess des Unterrichts einen persönlichen Zugang zur Musik.

Zu wenig Musik an der Grundschule

Doch wie steht es um die Schüler? Anders als beim Musikschulunterricht steht es dem Schüler nicht zur freien Auswahl, am Unterricht teilzunehmen, weil es auf dem festen Lehrplan steht. An welchem Punkt kann man unmotivierte Schüler abholen?
Die ideale Kombination von Analogie und Digitalisierung, wie sie zum Beispiel in Kompositions-Apps vorhanden ist, könnte ein Startpunkt sein.

Doch auch Christian Höppner, Genrealsekretär des Deutschen Musikrates, bekennt, dass vor allem in der Grundschule zu wenig Musik stattfindet. Auch die defizitäre Bildung beklagt er, die trotz Deutschlands Status als viertreichste Industrienation ein Fakt sei.
Musik ist in seinen Augen ein wesentlicher Bestandteil für die positive Entwicklung eines Kindes, ebenso wie Sport oder Lesen.

Falls der Musikunterricht an deutschen Schulen gegeben wird, fällt er jedoch leider bis zu 80 Prozent aus, und nicht zuletzt steht auch der wirtschaftliche Nutzen auf der Liste der entscheidenden Kriterien, ob Musikunterricht gefördert wird oder nicht. Transfereffekte sind erwünscht und beeinflussen die Entscheidung, in Musikunterricht zu investieren.

In positive Erfahrungen und Lernergebnisse wird investiert, doch um diese entstehen lassen zu können, müssen Grundvoraussetzungen geschaffen werden, an denen es fehlt.

Orchesterklassen an Gymnasien

Dennoch gibt es einige, wenn auch wenige Silberstreifen am Horizont: Viele Gymnasien bieten in den Jahrgängen fünf und sechs Orchesterklassen an, in denen wahlweise Streichinstrumente oder Blasinstrumente gelehrt werden. Der Lerneffekt ist hoch, der Klassenzusammenhalt und das Gruppenerlebnis ebenfalls, und auch die Konzentrationsfähigkeit der Schüler nimmt zu, wenn sie sich auf das Hören eines Musikstücks konzentrieren müssen. Außerdem bekommen Schüler die Chance, im schulischen Rahmen ein Instrument zu erlernen, wenn es privat an finanziellen Möglichkeiten fehlt.

So zieht Christian Höppner das Fazit, dass gerade in Zeiten der Globalisierung, des technischen Fortschritts, der Schnelllebigkeit, der Forderung des Multitaskings und der daraus resultierenden Zerstreutheit der hohen Anforderungen ausgesetzten Schüler, dass Musik die Balance wieder herstellt. Furcht vor Identitätsverlusten werde geschürt, wenn Kultur- und musikalische Bildungspolitik gefördert werden würden. Dadurch entstünden positive Effekte in der Humanität und der Gesellschaft.

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